Rundmail in der VfZ (23. 03. 2003)

Liebe Freunde und Verwandte!

Nach drei Wochen intensiver Arbeit in der Hörsaalvorbereitung habe ich wieder eine kurze Pause von der Uni, aber am 7.4. geht es auch schon wieder weiter. Doch zunächst ein kleiner Bericht über die letzten Ereignisse.

Die Beteiligten erinnern sich bestimmt noch an einen gewissen Roboter, der zuerst in Wolfsburg und dann in Braunschweig ein kleines Gewicht angehoben und transportiert hat. Vor allem der Hubarm ist dabei von Bedeutung: Potentiometer nehmen die Stellung auf, indem sie eine positionsabhängige Spannung liefern, die von einem AD-Wandler digitalisiert wird. Zuerst war dafür ein Chip des Typs MAX186 vorgesehen, später übernahm ein Mikrocontroller der 51er-Reihe diese Aufgabe.

Der praktische Wert solcher Erfahrungen zeigt sich in der Hörsaalvorbereitung: Mit einem 51er kann man schließlich viel mehr machen, es kommt nur auf die Software an, die man ihm vorgibt. Für den Hörsaal wurde vor kurzem die erste Steuerschaltung für Beamer, Monitore + Videoumschalter von einem Kontrollpult aus getestet und "debuggt", also "entwanzt", die Fehler entfernt. So, wie ein Roboter das Fahren lernt, lernt diese Schaltung die Kommunikation mit den angeschlossenen Komponenten.

Im Bereich der Datenerfassung und Darstellung auf dem Bildschirm ist der MAX186 zu neuem Ruhm gekommen: Demnächst soll ein solcher Chip Spannungen messen, die von ein wenig Peripherie aufbereitet wurden. Das Gerät wird dann an einen Rechner gestöpselt, das mit der richtigen Software (auch eine Eigenentwicklung) analoge und digitale Voltmeter sowie grafische Instrumente auf den Bildschirm bringt. Die einzige Aufgabe, die dem Dozenten zusätzlich zukommt, ist Überzeugungsarbeit, dass es sich nicht um eine Simulation handelt...

Apropos Computer: Im Vorlesungsbetrieb machen sich seit einiger Zeit Aldi-Rechner ganz gut: Schnell und günstig, leicht zu bedienen ("dozentensicher", weil ein Dozent während der Vorlesung eher an den deren Inhalt als an die Bedienung eines Computers denkt) und sehr leise. Dummerweise suchen ständig irgendwelche Programme nach Updates, um deren Existenz dem Dozenten und den Studenten deutlich mitzuteilen...

Für mich bleiben wieder die Altgeräte übrig. Darunter: Ein Bandspeicherlaufwerk mit Medien (?), zwei 88MB- Laufwerke ohne Medien (?), ein halbes CD-Laufwerk (?? Ich habe doch keine halben CDs), eine Reihe alter Mainboards (?!) und ein Amiga2000 mit Software auf mehreren kg 720kB-Disketten (!). Anderswo lagern derweil noch Atari... Ach ja: Ein Monitor, Funktionsfähigkeit unbekannt, sowie ein paar 5¼"-Laufwerke waren auch noch dabei. Der Computerexperte, von dem ich meine Rechner und Komponenten beziehe, wirft inzwischen Mainboards bin zum 600MHz- Athlon weg bzw. gibt sie mir - Funktionsfähigkeit unbekannt. (Der Athlon / das Board dazu scheint leider defekt zu sein. Aber ein 333MHz-Pentium2 läuft noch. Ein Celeron ist auch noch dabei.) Mittlerweile tausche ich auch Komponenten, um vollständige Rechner zu erhalten.

Apropos: Gestern hatte ich die erste Verbindung zwischen Wohnzimmer und Keller. Es ist schon faszinierend, wenn ein kleiner 486er mit 33MHz unter DOS mit 212MB-Festplatte plötzlich ein 6GB-Netzlaufwerk aufweist. (Dank einer speziellen Netzwerk-Software, die man kostenlos im Internet bekommt. Allerdings kann man damit keine Dateien freigeben, sondern nur auf freigegebene Dateien zugreifen.)

Auch mein Software-Projekt schreitet voran. Die Entwicklung einen Betriebssystems ist doch recht aufwändig. Der Weg des Programmierers ist offenbar von einigen Frustrationsphasen geprägt:

Zur Zeit bin ich bei Phase 4. Immerhin klappt jetzt der Übergang zum Protected Mode, einem Betriebsmodus moderner Prozessoren (ab 486), der den Speicher über 1MB zugänglich macht und bis 4GB verwalten kann. Auch der Bildschirm und die Tastatur lassen sich halbwegs bedienen. Etwas einfacher und daher schon umgesetzt sind die Bedienung von Systemzeitgeber (und Lautsprecher) und Echtzeituhr sowie die Interrupt-Controller, die dem Prozessor signalisieren, dass eine Komponente Aufmerksamkeit erfordert. Noch zwei Wochen bis zum nächsten Semester - es kann sich noch einiges tun.

Dann aber geht es wieder los: Einführung in die Struktur der Materie, Elektrodynamik und Mathe 4 stehen auf dem Pflichtprogramm. Daneben werde ich mich der allgemeinen Relativitäts- und Eichtheorie widmen, die in diesem Semester von meinem Mentor (einem sehr guten Theoretiker) gehalten wird. Schließlich werde ich dem Seminar über Quantenphysik und Geometrie meine Treue halten. Darüber hinaus ist mit Jan Louis ein bekannter Stringtheoretiker an den Fachbereich gekommen. (Der Dozent, der die Einführung in die Struktur der Materie hält, ist ein bekannter Forscher auf dem Gebiet der SPSTM, der spinpolarisierten Rastertunnelmikroskopie, die Bilder von Magnetfeldern an Oberflächen liefert. Er war neulich im Fernsehen: http://www.3sat.de/nano) Ein weiteres ereignisreiches Semester steht bevor!