Liebe Freunde und Verwandte!
Schon wieder ist ein Semester vorbei und es ist Zeit für meine aktuelle Rundmail. Zunächst die schlechte Nachricht: Eine wesentlicher Bestandteil der Physik ist nicht mehr vorhanden. Etwas, mit dem zahlreiche Studenten in Hamburg zu Physikern geworden sind, ist vorüber. Wer in den letzten drei Monaten des Physik-Journal gelesen hat, weiß, was ich meine: Es gibt keine neuen Atomi-Witze. Bereits jetzt vermissen viele Leute die kleinen pummeligen Kerlchen, die uns ihre Welt der Quanten näher brachten. Bleibt nur zu hoffen, dass Prof. Büßer auch weiterhin die Folien aus seinem Archiv auflegt.
Aber nun zu angenehmeren Dingen: Jeder kennt sicher die Sprichwörter "Einmal ist immer das erste Mal" und "Das erste Mal ist am schwersten". Beides kann ich nun aus erster Hand bestätigen. Das eigenartige Gefühl, etwas zu tun, das man nie zuvor getan hat. Die Angst, etwas falsch zu machen. Selbstzweifel. Die Angst, den Erwartungen nicht gerecht zu werden oder gar zu versagen. Die Aufregung und Nervosität unmittelbar davor, die wie ein Automatismus genau das zu bewirken scheinen, wovor man solche Angst hat. Schließlich der kritische Punkt: Es gibt kein zurück mehr. Jetzt ist voller Einsatz gefragt. Doch wenn man erst einmal angefangen hat, geht alles wie von selbst. Die Angst stellt sich als unbegründet haraus, denn alles ist ganz einfach - schließlich haben unzählige Menschen zuvor das gleiche getan und tun es auch heute. Wer es nie getan hat, weiß nicht, wie erfüllend es ein kann. Dann ist es viel zu schnell vorbei. Es folgt die Vorfreude auf das nächste Mal. Worüber ich hier schreibe, ist sicher jedem sofort klar: Am 21. Januar 2004 um 15:45 habe ich zum ersten Mal vor einer größeren Zahl von Studenten einen Vortrag gehalten - in der Vorlesung über Lie-Algebren habe ich einen alternativen Weg über Coxeter-Gruppen dargestellt. Hier gibt es den Skript und einige 3D-Grafiken dazu.
Ansonsten gibt es nicht viel zu berichten: Ich bin wieder einmal im Fahrstuhl steckengeblieben, habe das Miniatur-Wunderland (eine gigantische Modellbahnanlage) in der Speicherstadt besichtigt und mein Linux auf den neuesten Stand gebracht. Also nichts wirklich berichtenswertes.
Die Zukunft verspricht etwas mehr: In der kommenden VfZ werde ich praktisch nur Software schreiben und weiterschreiben: Dazu gehören XenOS (ein Betriebssystem für Messen, Steuern, Regeln), Trion (ein offenes Betriebssystem, an dem eine internationale Gruppe arbeitet), Beampaint (ein Programm zum Schreiben auf einem Grafiktablett für Beamer-Vorträge) und Boardgame (ein universelles Brettspielprogramm). Sieben Wochen Ferien und genug Arbeit für die doppelte Zeit.
Am 1. April (nein, kein Scherz) beginnt das nächste Semester. Schon an Ostern gibt es die erste Herausforderung: In Hamburg treffen sich Schüler und Studenten aus ganz Deutschland, die durch die internationale Physikolympiade zusammengeführt wurden, zu einem Kontakttreffen mit Institutsbesichtigungen. Letztere darf ich organisieren...
"There's plenty of room at the bottom." (Richard Feynman)