Liebe Freunde und Verwandte!
Der Titel dieser Rundmail bezieht sich ausschließlich auf ihr Datum und nicht ihren Inhalt, weil die Existenz eines Weihnachtsfestes in der Physik die Energieerhaltung verletzen würde (wer es genau wissen will: folgt aus dem Noether- Theorem und der zeitlichen Translationsinvarianz). Aber es gibt auch so einiges zu berichten.
Zunächst etwas weniger Uni-bezogenes: Nach mehrmonatiger Pause habe ich meine Arbeit am Betriebssystem Trion fortgesetzt. Das hat einen Kommilitonen interessiert, der (rein zufällig) bei einer Zeitschrift namens Uniscene tätig ist. Das Resultat ist unter www.manuelhohmann.de/osdev/Trion3.jpg zu sehen. So in etwa sieht meine Tätigkeit in der Hörsaalvorbereitung während der Ferien aus, wenn der Hörsaal leer ist. (Wer sich fragt, was ich da eigentlich gerade mache - wonach sieht es denn aus? Ich teste einen Monitor-Umschalter!)
Auch in Sachen Uni bin ich zur Zeit aktiv. Im Januar werde ich einen Vortrag über etwas halten, von dem jeder Teilchenphysiker spricht, wonach weltweit gesucht wird, was sogar Laien aufhorchen lässt - was aber eigentlich niemand so genau kennt: Das Higgs-Teilchen. Dieses mysteriöse etwas ist dafür zuständig, dass die anderen Teilchen ihre träge Masse erhalten. (Ich spreche nicht von der schweren Masse, die uns auf dem Erdboden festhält - die kommt eher von Puddingteilchen und anderen süßen Sachen, aber nicht vom Higgs. Die träge Masse ist das, was uns in den Sitz einen startenden Flugzeugs drückt.) Man kann sich den Higgs-Mechanismus in etwa so vorstellen: Eine berühmte Person (ein Teilchen) geht durch einen leeren Raum - ungehindert, masselos. Wenn der Raum aber voller Leute ist (dem Higgs-Feld), wird sie ständig aufgehalten - und erhält so eine Masse. Natürlich können sich auch Gerüchte in dem Raum verbreiten, in Form von kleinen Personengruppen - das sind die Higgs-Teilchen. So viel zur Anschauung - formal sind das seitenweise Formeln.
Die Sache mit dem Higgs ist ein hervorragendes Beispiel für die Quantenfeldtheorie, kurz QFT, meinem Dozenten nach der besten und wichtigsten Theorie der ganzen Physik. Wenn ich sehe, mit wie viel elan er abends Formeln auf die Tafel bringt, habe ich keinen Zweifel daran. Er hat bereits zugesagt, im nächsten Semester eine zweiten Teil dieser Vorlesung zu halten.
Zum Schluß doch noch etwas jahreszeitlich angemessenes: Am letzten Donnerstag fand die Weihnachtsvorlesung statt mit dem Thema weihnachtliche Symmetrieüberlegungen. Der Dozent präsentierte einen kleinen Weihnachtsbaum und stellte schließlich fest, dass dieser ziemlich hässlich sei. Wie er ihn auch drehte, an diesem Ergebnis änderte sich nichts. Es handelte sich also um eine Symmetrieoperation. Erst als er den Baum auf die Seite legte und den dreifüßigen Ständer betrachtete, fand er die gesuchte Schönheit des Baumes in Form einer dreizähligen Symmetrie.
In diesem Sinne wünsche ich frohe und vor allem symmetrische Weihnachten!