Die Reifenpanne

Die Straßen Hamburgs sind gefährlich - vor allem für luftgefüllte Gummireifen von Rollstühlen. So geschah es, daß ich kurz nach Beginn meines Studiums eine Reifenpanne hatte. Dennoch begab ich mich frohen Mutes mit meinem Auto in die physikalischen Institute in der Hoffnung, dort eine Lösung für dieses Problem zu finden. Das erste Hindernis auf diesem Weg stellten die Ventile meiner schwedischen Reifen dar, die scheinbar keiner Norm folgten. Schließlich stellte sich heraus, daß es sich nicht um Fahrradventile, sondern um Autoventile handelte - für die kein Adapter vorhanden war. Man empfahl mir, eine Tankstelle aufzusuchen - oder das rote Kreuz, dort hätte man sicher Ahnung von Rollstühlen und gegebenenfalls einen Ersatzreifen.

Mein Weg zum roten Kreuz führte durch halb Hamburg. Es war inzwischen später Nachmittag und es dauerte eine Weile, bis ich jemanden auftreiben konnte. Er nahm den defekten Reifen mit und berichtete nach einiger Zeit, daß man sich dort nicht damit auskenne. Er werde den Reifen stattdessen zu einem nahegelegenen Motorradteilehändler bringen. Wieder etwas später brachte er den Reifen erneut zurück - mit einem Motorrad schien er nicht viel gemeinsam zu haben. Schließlich wurde ich zu einem Fahrradhändler in der Nähe geschickt.

Als ich am frühen Abend dort ankam, teilte mir der Ladenbesitzer mit, daß sein Kollege aus der Werkstatt inzwischen Feierabend gemacht hatte und seitdem Urlaub hat. Somit sei er allein im Laden und könne zur Zeit keine Reparaturen durchführen. In der Nähe gäbe es aber ein weiteres Fahrradgeschäft. Mit einer langen Wegbeschreibung schickte er mich dorthin.

Der Weg enthielt eine lange Straße, an der sich das Geschäft befinden sollte. Doch auch nach längerer Fahrt konnte ich nichts derartiges erblicken. Also kehrte ich zu meinem ursprünglichen Plan zurück und fuhr an eine Tankstelle. Dort arbeitete eine sympathische junge Dame, die mir sofort ihre Hilfe anbot - jedenfalls so lange keine weiteren Kunden da waren, doch da es ein ruhiger Abend zu sein schien, hatte sie nicht viel zu tun. Der erste Versuch, den platten Reifen einfach mit Luft zu füllen, schlug fehl. Da auch kein Flickzeug vorhanden war (nicht einmal ein Fischstäbchen, ein Kaugummi und ein Autoreifen für die Blaubär-Methode), rief sie bei ihrer Mutter an - die sei Krankenschwester und wisse bestimmt Rat. Sie kam zu dem Schluß, daß der ADAC für solche Fälle zuständig sei. Während wir auf diesen warteten, nutze ich die Gelegenheit, meinen inzwischen laut protestierenden Magen zu füllen. Nach einer Stunde kam jemand und begann mit der Reparatur meines Reifens - die nur mit Flicken gelang, die man normalerweise für LKW benutzt. Eine weitere Stunde später war die Reparatur abgeschlossen.

Nach einer fünfstündigen Rundreise konnte ich schließlich den Heimweg antreten. Seitdem führe ich stets einen Ersatzschlauch mit mir - mit einem Fahrradventil.