Rote Tränen

Es ist schon weit nach Mitternacht.
Noch immer liege ich weinend wach.
Ich kann nicht schlafen, du bist nicht hier.
Doch meine Gedanken sind nur bei dir.
Noch nie habe ich jemanden so vermisst,
Bevor du von mir gegangen bist.
Nie habe ich etwas so schönes verloren.
Deine Stimme erklingt noch in meinen Ohren.
Sie ruft mich aus einer weiten Ferne.
Ihrem Klang folge ich nur zu gerne.
Ich stecke mein schönstes Messer ein.
Heute Nacht will ich bei dir sein.

Der Himmel ist dunkel, von Wolken bedeckt,
Hinter denen der Mond sich versteckt.
Der Regen ist kalt, doch ich friere nicht.
Eine Taschenlampe spendet mir Licht.
In ihrem fahlen, schwachen Schein,
Les ich deinen Namen, gemeißelt in Stein.
Eine rote Rose schenkte ich dir.
Ganz alleine liegt sie nun hier.
Sie hat schon langsam zu welken begonnen,
Seit ich das Leben von ihr genommen.
Neben ihr gehe ich in die Knie,
Bevor ich langsam das Messer zieh.

Blutrote Tränen tropfen herab.
Lautlos fallen sie auf dein Grab.
Die Erde färben sie langsam rot.
Leise nähert sich der Tod.
Schon einmal habe ich ihn gesehen.
Heute werde ich mit ihm gehen.
Ich spüre es, er holt mich bald.
Meine Haut wird blass und kalt.
Kraftlos werden meine Glieder.
Mein Körper sinkt allmählich nieder,
Um sich neben dich zu legen,
Bedeckt von Herbstlaub und von Regen.

Der Sensenmann nimmt meine Hand.
Er führt mich in ein neues Land.
Die Ankunft kann ich kaum erwarten.
Ist es vielleicht ein grüner Garten,
Bedeckt von Farnen und von Moosen,
Ein Blütenmeer aus roten Rosen?
Oder warten auf mich Schmerzen,
Ein Flammenmeer, ein Stich im Herzen?
Doch sei sie noch so groß die Qual,
Am Ende ist sie mir egal.
Ich werde lieber ewig leiden,
Als ohne dich zurückzubleiben.