"Magst du noch einen Drink?" fragte July, die in einem hübschen, schwarzen Bikini neben mir auf dem Handtuch lag und sich sonnte. Ich sah zu ihr herüber und lächelte sie an. "Klar, gerne - ich hole uns schnell welche." Doch bevor ich dazu gekommen war, sprang July schon auf. "Bleib ruhig liegen, ich geh schon." sagte sie mit einem zuckersüßen Lächeln, beugte sich über mich und gab mir einen langen, sanften Kuss, bevor sie den Strand entlang durch den Sand tappte, zu unserem Strandhaus. Ich schloss die Augen. Die Südseesonne stand hoch am Himmel und es war schon den ganzen Tag über sehr warm - wie eigentlich an jedem Tag, den July und ich auf unserer Insel verbracht hatten. Endlich hatten wir einen Ort gefunden, an dem es uns nicht nur gefiel, sondern an dem wir auch ungestört leben konnten. Nur wenige der Inseln waren überhaupt bewohnt. Niemand, der hier wohnte, kannte uns - geschweige denn, meine Vergangenheit.
Eine ganze Weile wartete ich darauf, dass July wiederkam - ungewöhnlich lange. Normalerweise hielt sie nichts lange im Haus, es sei denn, sie hatte eine Überraschung geplant. "July?" rief ich, doch ich bekam keine Antwort. Ich war ein wenig in Sorge, ob sie vielleicht gestürzt wäre oder sich verletzt haben könnte. Ich stand auf und ging auf unser Haus zu, dass ein Stück entfernt unter den Palmen stand. Schon von weitem sah ich, dass die Tür offen stand. Ich klopfte an und ging hinein. "July? Bist du da?" rief ich und suchte sie - doch es war niemand zu sehen. Ich ging aus dem Haus und sah mich um. Wo konnte sie hingegangen sein? Dann sah ich die Spuren im Sand. Doch es war nicht nur eine Spur, sondern mindestens drei oder vier. Sie führten über die Insel, zwischen den Palmen hindurch ans andere Ufer. Ich folgte ihnen weiter und rief nach July, doch es war niemand zu hören. Erst, als ich fast am Ufer war, hörte ich den Lärm eines Motorbootes. Ich lief schneller und konnte gerade noch sehen, wie es sich von der Insel entfernte. "July!!!" rief ich ihm nach - doch das Boot war schon zu weit weg.
Ich sah dem Boot nach. Verzweifelt und besorgt lief ich zurück zum Haus, um July auf ihrem Handy anzurufen. Ich ließ es lange klingeln, doch es nahm niemand ab - nur ihre Mailbox war zu erreichen. Ich lief im Haus auf und ab und fragte mich, wo sie wohl sein könnte. Als ich gerade aufbrechen wollte, um unsere und die benachbarten Inseln nach ihr abzusuchen, klingelte mein Handy. Eilig kramte ich es heraus und nahm ab. "July?" fragte ich, in der Hoffnung, dass sie es wäre. "Your girl is now our girl." sagte jemand in gebrochenem englisch. "If you want girl back, give us money. One million Dollars." Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte. "Who are you?" fragte ich. "We have your girl, nothing else matters." sagte die Stimme wieder. "You give us money and we give you girl." Erst jetzt wurde es mir langsam klar. Piraten! "Where should I bring the money?" fragte ich schnell. "You get the money, we call you again." sagte die Stimme am Telefon. Dann war das Gespräch weg. Jetzt war guter Rat teuer. Piraten sind nicht gerade bekannt dafür, ihre Geiseln gut zu behandeln. Ich musste July da rausholen, so schnell wie möglich. Doch so einfach war das nicht. Ich brauchte Geld - und einen Plan. Hoffentlich wussten die Piraten nicht, mit wem sie sich angelegt hatten...
Ich packte eine Tasche mit ein paar Kleinigkeiten, die ich für hilfreich hielt. Um das Geld zu transportieren, kramte ich einen alten Aktenkoffer heraus. Mit der Tasche und dem Koffer machte mich auf dem Weg zur Anlegestelle, wo unser Boot lag. Schnell ging ich an Bord, machte die Leinen los und warf den Motor an. Auf einer der größeren Inseln gab es eine Bank. Mit dem Motorboot war sie in etwas mehr als einer halben Stunde zu erreichen. Ich ging an Land und lief zur Bank, wo bereits zwei Kunden vor mir am Schalter standen. Ungeduldig wartete ich, bis sie fertig waren. Dann hob ich eine Million Dollar von einem meiner Konten ab, die sich im Laufe der Jahre durch meine Arbeit gut angefüllt hatten. Ich verstaute alles im Koffer und machte mich wieder auf den Weg zum Boot. Dort angekommen ging ich unter Deck. Ich öffnete den Koffer mit dem Geld und nahm eine kleine Ampulle sowie einen Pinsel aus meiner Tasche. Vorsichtig öffnete ich die Ampulle und begann, das Geld mit der Flüssigkeit darin einzupinseln. Auch das Innere des Koffers strich ich sorgfältig damit ein. Als ich damit fertig war, verschloss ich die Ampulle wieder und packte sie zurück in die Tasche. Ich gab dem Kofferdeckel von außen einen Schubs, damit er ins Schloss fiel. Plötzlich klingelte mein Handy. Ich nahm ab und meldete mich. "Do you have the money?" fragte die gleiche Stimme wie vorhin. "Yes, one million." antwortete ich. "We tell you time and place soon." sagte die Stimme. Dann legte er auf. Ich wartete. Die Zeit schien zäh wie Honig zu sein. Die ganze Zeit über machte ich mir Sorgen um July. Wo könnte sie sein? Was würden die Piraten mit ihr anstellen? Ich wusste es nicht. Nach einer ganzen Weile bekam ich eine SMS. Es waren Koordinaten - ein Treffpunkt auf See. Schnell lief ich an Deck, gab sie in mein GPS-Gerät ein und machte mich auf den Weg.
Als ich den Treffpunkt erreicht hatte, stellte ich den Motor ab und wartete. Unruhig blickte ich auf das Radargerät. Es dauerte über eine Stunde, bis ein Boot zu sehen war, das in meine Richtung unterwegs war. Ich kramte ein Fernglas heraus und hielt danach Ausschau. Es war ziemlich klein, aber dafür sehr schnell. Nur ein Mann war an Bord - vermutlich bewaffnet. Meine Vermutung bestätigte sich, als er näher kam und seine Waffe auf mich richtete. Er brachte sein Boot neben meines und kam herüber. "Give me the money!" rief er und wirkte nicht gerade geduldig. "Where is my girl?" fragte ich zurück. "First you give me money, then you get girl back." antwortete er noch etwas ungeduldiger. Ich holte den Koffer. "Open it!" rief er und fuchtelte mit seiner Waffe herum. Ich öffnete den Koffer und zeigte ihm das Geld. Er nahm ein Bündel Dollarnoten heraus und blätterte es durch. Dann schloss er den Koffer und stellte ihn auf seinem Boot ab. "Where is my girl?" fragte ich erneut und mit mehr Nachdruck. "Wait here." sagte er und ging auf sein Boot zurück. Seine Schritte wurden unsicherer. Plötzlich stolperte er und ließ die Waffe fallen.
Schnell sprang ich auf sein Boot und nahm mir seine Waffe. Er lag auf dem Deck und hatte starke Krämpfe. Ich richtete die Waffe auf ihn. "The money is poisoned." sagte ich kühl. "Answer my questions and I will give you some medicine. Where is my girl?" Er krampfte und atmete schwer. "I will not tell!" brachte er mit Mühe heraus. Seine Krämpfe wurden stärker. "Where is my girl? Where is your headquarters?" fragte ich weiter. Er kämpfte dagegen an. "I will not tell!" wiederholte er. Ich beschloss, ihm ein wenig auf die Sprünge zu helfen und schoss in sein linkes Knie. Er schrie vor Schmerzen. "Where is my girl?" fragte ich ungeduldig. "Fuck you!" war das einzige, was er dazu zu sagen hatte. Ich ging zum Steuer seines Bootes, wo sich ein GPS-Gerät befand. Schnell ging ich die gespeicherten Koordinaten durch. Eine davon war als Heimatkoordinate gespeichert. Das musste das Hauptquartier sein. Ich ging zurück zu dem Piraten, der noch immer am Boden lag und krampfte. "You had the choice." sagte ich und entsicherte die Waffe. "Wait!" rief er auf einmal. "I will tell you!" Ich zielte auf seine Stirn. "Too late." sagte ich und drückte ab.
Ich verglich die Koordinaten des Hauptquartiers mit meiner Seekarte. Es befand sich auf einer kleinen, ziemlich weit abseits gelegenen Insel. Ich hatte bereits einen Plan. Schnell band ich mein Boot am Boot des Piraten fest und schleppte es in Richtung Pirateninsel. Bevor wir in Sichtweite waren, hielt ich an und ging wieder auf mein Boot. Ich ging unter Deck und holte meine Tasche, in der ich ein paar Handgranaten mitgebracht hatte - für alle Fälle. Ich verteilte sie auf dem Piratenboot und befestigte eine davon in der Nähe des Benzintanks. Dann nahm ich eine Schnur und verband damit die Zünder der Granaten. Schließlich spannte ich sie vorsichtig über das Deck, damit sie als Stolperdraht diente. Ich setzte einen Kurs auf die Pirateninsel und verkeilte das Steuer. Langsam bewegte sich das Boot auf die Insel zu, die mit dem Fernglas bereits zu sehen war. Vorsichtig, um nicht über die Schnur zu stolpern, ging ich zurück auf mein Boot und band es los. In einem großen Bogen fuhr ich um die Insel herum und näherte mich ihr von der anderen Seite. Dort ging ich an Land und machte mich auf den Weg durch die dichte Vegetation.
Es dauerte nicht lange, bis ich das Piratenlager gefunden hatte. Es waren nur ein paar Hütten, sonst nichts. Ich konnte drei Wachleute sehen, die Gewehre bei sich hatten. Einer davon bewachte eine der größeren Hütten, während die anderen das Lager zur Anlegestelle hin absicherten. Allmählich hörte ich, wie sich das Boot näherte. Einer der Wachleute lief in Richtung Anlegestelle. Ich wartete. Auf einmal hörte ich jemanden rufen, in einer Sprache, die ich nicht verstand. Die beiden anderen Wachleute liefen ebenfalls in Richtung Anlegestelle. Wieder wartete ich. Nur wenig später war eine Explosion zu hören. Es hatte also geklappt! Drei Männer kamen aus den Hütten gelaufen. Ich zielte auf sie und erschoss einen nach dem anderen. Ein vierter war durch die Schüsse aufgeschreckt und lief in die Hütte, die gesondert bewacht war. Ich folgte ihm und sah, dass er eine Waffe in der Hand hielt und auf eine Ecke der Hütte zielte. Ohne zu zögern schoss ich in seine Schulter. Er ließ die Waffe fallen und drehte sich zu mir herum, bevor er ebenfalls zu Boden stürzte.
"July!" rief ich, als ich sie in der Ecke sitzen sah, gefesselt und geknebelt. Schnell band ich sie los und konnte gar nicht so schnell reagieren, wie sie sich an mich klammerte. "Endlich bist du da..." weinte sie und hielt mich fest im Arm. Ich legte meine Arme um sie und streichelte beruhigend ihren Rücken. "Alles wird gut..." sagte ich leise und küsste sie auf die Wange. "Wir verschwinden besser von hier." fügte ich hinzu, als July sich wieder etwas beruhigt hatte. "In Ordnung..." antwortete sie leise. "Don't move!" rief eine Stimme hinter mir und ich hörte, wie jemand eine Waffe entsicherte. Ich erkannte die Stimme - es war die Stimme vom Telefon, wahrscheinlich der Anführer der Piraten. July zitterte. Ich bedeutete ihr, leise zu sein und so zu tun, als sei sie noch gefesselt. "Hands up! Get up and turn around! Slow!" rief er weiter. Langsam hob ich meine Hände und stand auf. Dann drehte ich mich zu ihm herum. "Get out!" rief der Pirat und fuchtelte mit seiner Waffe herum. Ich ging in Richtung Tür, vorbei an ihm. Er hielte seine Waffe in meinen Rücken und folgte mir. "On your knees!" rief er, als wir draußen waren. Ich kniete mich hin und zählte die Sekunden.
Ein Schuss durchbrach die Stille. Der Pirat fiel neben mir zu Boden. Ich drehte mich um und sah in die Hütte. July blickte zu mir, die Waffe des anderen Piraten noch in der Hand. "Danke..." sagte ich, noch in wenig verwirrt. July lächelte. "Sei froh, dass du einen Schutzengel hast..." antwortete sie leise und lief zu mir. Ich lächelte sie an und gab ihr einen kleinen Kuss. "Jetzt sollten wir aber wirklich langsam verschwinden..." sagte ich und kramte eine Packung Streichhölzer heraus. Ich zündete eines davon an und zündete das Dach der großen Hütte damit an, das aus trockenen Palmblättern bestand. Staunend sah July zu, wie schnell es Feuer fing, bevor wir beide im Gebüsch verschwanden. Ich nahm ihre Hand und führte sie zu unserem Boot. Schnell gingen wir beide an Bord und machten uns auf den Heimweg. July seufzte. "Es wird nie langweilig..." sagte sie leise und lehnte sich zurück. Ich blickte zu ihr herüber. "Sag mal..." begann ich, "Wo bleibt denn eigentlich mein Drink?" July kicherte und kam zu mir ans Steuer. "Den bekommst du jetzt..." entgegnete sie leise, legte ihre Arme um mich und gab mir einen langen, leidenschaftlichen Kuss.