Ich spürte einen pochenden Schmerz unter meiner Stirn, als ich allmählich zu mir kam. Dichter Nebel füllte mein Bewusstsein und löste sich nur sehr langsam auf. Als ich die Augen öffnete, blendete mich ein helles Licht, deshalb schloß ich sie schnell wieder. Dann versuchte ich es noch einmal. Nach und nach gewöhnte ich mich an die Helligkeit um mich herum, aber alles was ich sah war verschwommen und undeutlich. Um mich herum waren Stimmen, aber ich konnte nicht verstehen, was sie sagten. Schließlich konnte ich Personen erkennen. Sie sahen mich an, sprachen miteinander. Einige von ihnen waren dunkel gekleidet, einige aber auch ganz in weiß. Sie wirkten sehr bedrohlich auf mich. Instinktiv versuchte ich, mich mit meinen Armen zu schützen, aber ich konnte sie nicht bewegen. Sie waren ziemlich fest an das Bett gefesselt, in dem ich lag. Auch meine Beine waren gefesselt. Ich konnte mich nicht von der Stelle rühren.
Immer klarer wurde meine Wahrnehmung. Ich lag gefesselt in einem Bett. Eine ganze Reihe von Kabeln verbanden meinen Körper mit ein paar Apparaten neben dem Bett. Der Raum, in dem ich lag, war nicht sehr groß. Er hatte eine Tür und ein Glasfenster, das aber nicht nach draußen führte, sondern zu einem anderen Raum. Dahinter standen drei Personen und sahen mich an. Um mich herum standen vier weitere Personen. Zwei davon trugen weiße Kittel, die anderen beiden Uniformen. An der Tür stand eine weitere uniformierte Person, mit einem Gewehr in der Hand. Einer der Kittelträger bediente die Apparate an meinem Bett, der andere untersuchte meinen Körper. Die beiden Uniformierten sprachen miteinander, aber zu leise, um es zu verstehen.
"Wo bin ich?", fragte ich sie als meine Sprache mir wieder gehorchte. "Wer sind Sie und was wollen Sie von mir?" Sie sahen mich an, antworteten mir aber nicht. "Die Sedativa wirken nicht mehr.", sagte der Mann, der mich untersuchte. "Seine Physiologie verändert sich sehr schnell. Wir wissen nicht, wie sein Körper auf eine weitere Dosis reagiert." Einer der beiden Uniformierten ging auf ihn zu und sah mich an. "Machen Sie weiter, Doktor.", sagte er zu dem Mann neben mir, der daraufhin eine Spritze aufzog. Er näherte sich meinem Arm. Ich schrie ihn an: "Was soll das? Hören Sie auf damit!" Aber ich konnte mich nicht dagegen wehren. Die Flüssigkeit, die er mir injizierte, brannte in meinem Arm. Nach und Nach erfasste das Brennen meinen ganzen Körper. Ich schrie vor Schmerzen. Mein ganzer Körper verkrampfte sich. Mit aller Kraft riss ich an meinen Fesseln. Schließlich riss der Lederriemen, der meine rechte Hand festhielt, wie der Faden eines Spinnennetzes. Auch der Riemen an meiner linken Hand stellte kein Hindernis mehr für mich dar. Was auch immer in der Spritze gewesen war, hatte mir eine enorme Kraft verliehen. Ich konnte spüren, wie meine Muskeln pulsierten. Die Männer um mich herum wichen zurück, als ich die Riemen an meinen Beinen zerriss und meinen Körper von den Kabeln befreite.
Ich ging auf den Mann zu, der mir die Spritze verabreicht hatte, packte ihn, und warf ihn durch den Raum. Bewusstlos sank er zu Boden. Der Mann an der Tür richtete seine Waffe auf mich und feuerte. Aber ich spürte die Kugeln gar nicht. Sie schienen meinen Körper einfach zu durchdringen, ohne ihn zu verletzen. Panisch rüttelte er an der Tür, als ich auf ihn zuging, aber sie war verschlossen. Die beiden anderen versuchten mich aufzuhalten, aber ich schleuderte sie ebenfalls zu Boden. Ich hob den Mann mit der Gewehr hoch, entwaffnete ihn und warf ihn gegen die Glasscheibe. Die drei Personen dahinter wichen zurück, aber grundlos, denn die Scheibe bekam keinen Kratzer. Der zweite Kittelträger kam mit einer Spritze auf mich zugerannt, aber bevor er mich erreichen konnte, bekam er mein Gewehrfeuer zu spüren. In dem Nebenraum war inzwischen Panik ausgebrochen. Zwei der Männer telefonierten, während der dritte hektisch irgendwelche Knöpfe drückte. Aus den Lüftungsschächten in meinem Zimmer kam Nebel, der in meinen Atemwegen brannte. Ich richtete das Gewehr auf die Glasscheibe und feuerte, aber auch dem hielt sie stand. Erst als ich einen der Apparate neben meinem Bett mit aller Wucht dagegen schlug, zerbrach die Scheibe. Wahllos feuerte ich auf die Männer nebenan und kletterte dann durch die zerbrochene Scheibe.
Aus einer Wunde in meiner Hand lief eine dunkle, fast schwarze Flüssigkeit, die mich nur entfernt an Blut erinnerte. Es dauerte nur Sekunden, bis sich die Wunde von selbst verschloß und mit einer blassen, grünlichen Haut überzogen war. Ich betrachtete mich in einem Stück der Scheibe. Auch mein Gesicht war von blassgrüner Farbe. Ich hatte keine Haare mehr auf dem Kopf. Aber noch mehr schockierte mich der Anblick meiner Augen. Die Iris hatte eine gelbe Farbe angenommen und die Pupillen waren eher länglich. Ich warf das Glasstück weg und sah meinen Körper an. Zwischen meinen Fingern und Zehen hatten sich Schwimmhäute gebildet. Ich konnte regelrecht zusehen, wie sich mein Körper weiter veränderte. Meine Zunge kribbelte und als ich sie herausstreckte war sie so lang wie die eines Leguans. Aber nicht nur mein Körper veränderte sich. Auch in meinem Bewusstsein spürte ich eine Veränderung. Ich spürte den starken Drang, diesen Ort zu verlassen. Es zog mich zu einem ganz bestimmten Ort, aber ich konnte weder genau sagen, wohin, noch warum. Instinktiv nahm ich das Gewehr, brach die Tür auf und machte mich auf den Weg.
Ich lief einen dunklen Korridor entlang, aber die Dunkelheit machte mir nichts aus. Ich orientierte mich mit meinen Gehör und einem neu gewonnenen Sinn für Wärme, mit dem ich einige Rohre unter der Decke wahrnehmen konnte. Mir kamen weitere Männer mit Gewehren entgegen, aber mein Körper war für ihre Kugeln absolut unempfindlich, ganz im Gegensatz zu ihren Körpern. Immer weiter lief ich durch den Korridor. In meinem Kopf hörte ich Stimmen, die immer näher kamen. Schließlich merkte ich, dass ich derjenige war, der auf die Stimmen zulief. Der Korridor endete an einer Art Aufzug, der nur mit einem Codeschloß zu bedienen war. Ich brach die Tür auf und blickte in den leeren Schacht. Es machte mir keine Mühe, an den Schachtwänden hinaufzuklettern, als hätte ich das schon mein Leben lang getan.
Als ich oben ankam, empfing mich ein helles Licht und ein sehr starkes Vibrieren. Instinktiv lief ich darauf zu. In dem gleißenden Licht erkannte ich die Umrisse eines Raumschiffs, das auf mich zu warten schien. Ich ging an Bord und spürte, wie es von Boden abhob. Ich fühlte mich sicher und geborgen. Allmählich kehrte meine Erinnerung zurück. Ich erinnerte mich daran, wer ich war und was ich auf der Erde getan hatte. Dann war ich nur noch froh, dass meine Mission beendet war und ich endlich wieder dorthin konnte, wo ich die ganze Zeit hin wollte - nach Hause.